Pagekit: Modernes CMS für Standard-Seiten

Pagekit ist ein junges Open Source CMS des Theme-Anbieters YooTheme. Das System ist für die schnelle Entwicklung und für die einfache Pflege von Standard-Webseiten oder Blogs ausgelegt. Trotz der großen Aufmerksamkeit nach dem Start des jungen CMS im September 2015 ist die Weiterentwicklung von Pagekit im Jahr 2017 weitgehend zum Erliegen gekommen und eine Nutzung ist nicht mehr empfehlenswert. Dennoch bleibt PageKit ein spannendes Beispiel für ein modernes CMS.

Pagekit: Modernes und schlankes CMS

YooTheme ist ein bekanntes Theme-Studio aus Hamburg. Die Praxis-Nähe der Macher spürt man deutlich an der Alltags-Tauglichkeit des CMS: Die Default-Version ist extrem schlank und bildet dennoch vermutlich 80 Prozent aller Anforderungen für Standard-Webseiten ab. Das fördert definitiv die Usability und konfrontiert die Nutzer zum Glück nicht mit dem üblichen Feature-Overload vieler älterer Systeme. Gleichzeitig ist das System für Entwickler mit einem Faible für moderne Frontend-Technologie (unter anderem Vue) einfach erweiterbar. Das Angebot an Extensions und Themes ist allerdings übersichtlich geblieben und die Einstellung der Weiterentwicklung von Pagekit zeigt, dass die Macher dem System trotz vieler guter Ansätze offenbar keine große Zukunft eingeräumt haben.

#Pagekit für Redakteure

Pagekit orientiert sich mit seiner schicken Oberfläche sehr stark an den täglichen Bedürfnissen von Autoren und Administratoren. Das Dashboard lässt sich über Widgets personalisieren und die Autoren-Umgebung ist auf das Wesentliche reduziert. Allerdings gibt es auch ein paar Besonderheiten.

Zu den Besonderheiten von Pagekit zählt der Editor, mit dem die Autoren ihre Inhalte erstellen. Es gibt einen Markdown-Editor und einen HTML-Editor. Anders als üblich arbeitet der Autor beim HTML-Editor jedoch nicht im WISYWIG-Modus. Stattdessen bekommt der Autor über die Format-Buttons pures HTML zu sehen. Für die WYSIWYG-Vorschau gibt es einen Vorschau-Button oder einen Split-Screen.

Der Pagekit-Editor mit einer Vorschau im Split-Screen

Der Ansatz von Pagekit ist zwar konsequent, allerdings dürfte die Arbeitsweise mit Markdown- oder reiner HTML-Auszeichnung für die meisten Autoren eine größere Umstellung bedeuten. Dafür funktioniert allerdings das Bild-Management bei Pagekit perfekt, und zwar bei Auslieferung und ohne Konfigurations-Arbeiten durch einen Administrator oder Entwickler.

Autoren können mit Pagekit sowohl eher statisch anmutende Corporate Websites bauen, als auch dynamische Blogs und News-Seiten. Allerdings ist die Blog-Funktion als eigenes Modul vom Core-System getrennt, auch wenn es bereits per Default mitgeliefert und aktiviert ist. Das hat zur Folge, dass ein Autor zwischen den statischen Bereichen und den dynamischen Bereichen über den Burger-Button wechseln muss. Kein großes Problem, aber man muss es wissen.

Das Dashboard von Pagekit

Das Blog-Modul bietet auch eine Kommentar-Funktion an, sodass man auf externe Services wie Disqus verzichten kann. Andere typische Blog-Funktionen wie zum Beispiel "related articles" gibt es dagegen noch nicht. Pagekit ist also eher etwas für Puristen, die sich auf das wesentliche reduzieren können und überflüssige Features hinterfragen.

Für Administratoren hält Pagekit ein paar großartige Features bereit: Das Rechte-Management für User ist mehr als vorbildlich und trotz seiner Granularität sehr einfach zu bedienen. Außerdem kann der Autor für jede Seite bestimmen, ob sie öffentlich oder nur nach einer Authentifizierung erreichbar ist. Damit können Webseiten-Konzepte mit Login-Bereichen spielend leicht umgesetzt und auch vom Autor einfach gepflegt werden.

#Pagekit für Entwickler

Pagekit baut auf dem PHP-Framework Symfony auf und nutzt für das Frontend das beliebte Framework Vue.js. Dennoch ist es mit etwa 20 MB (entpackt) vergleichsweise leichtgewichtig. Wie die meisten CMS lässt sich auch Pagekit über einen Installer sehr einfach einrichten. Dabei kann man neben einer MySQL-Datenbank auch eine NoSQL-Installation wählen. Eine Umwandlung der NoSQL-Daten in ein anderes Format ist im nachhinein allerdings nicht per Knopfdruck möglich, was die Portabilität der Daten etwas einschränkt.

Für die Theme-Erstellung arbeiten die Entwickler bei Pagekit mit reinem PHP (kein Twig), die Admin-Oberfläche kann mit Vue.js erweitert werden. Ein kleiner Ausschnitt aus dem Theme-Tutorial von Pagekit verdeutlicht die typische Syntax:

<div id="tm-main" class="tm-main uk-block">
    <div class="uk-container uk-container-center">
        <!-- Render widget position -->
        <?php if ($view->position()->exists('sidebar')) : ?>
            <?= $view->position('sidebar') ?>
        <?php endif; ?>
        <!-- Render content -->
        <?= $view->render('content') ?>
    </div>
</div>

Ähnlich wie bei anderen Systemen lassen sich für Pagekit auch eigene Widgets erstellen und Eingabe-Felder für spezielle Theme-Inhalte definieren. Der Prozess ist allerdings etwas komplexer und sprengt den Rahmen dieser Review. Wer einen Eindruck gewinnen will, sollte einfach das genannte Tutorial überfliegen.

Die Erweiterungen funktionieren grundsätzlich über ein Vue-Template, in dem die Eingabefelder für die Autorenoberfläche gestaltet und die Position der Eingabefelder definiert werden. In der index.php werden anschließend entsprechende Event-Listener registriert. Default-Werte können über einen simplen Array gesetzt werden. Der ganze Workflow wirkt etwas komplexer, das System ist dafür allerdings auch extrem flexibel. Freunde moderner Frontend-Technologien dürfte mit dem Konzept ohnehin vertraut sein.

Bruno Skvorc hat in seiner Review auf Sitepoint noch auf mögliche Probleme durch die Ordner-Struktur von Pagekit hingewiesen. Anders als Frameworks wie Laravel beschränkt Pagekit den Zugriff nicht mit einen Public-Ordner, der dann lediglich eine initiierende PHP-Datei enthält. Stattdessen startet der Webseiten-Aufbau im Root-Verzeichnis. Bei einer falschen Server-Konfiguration kann das zu Sicherheitsproblemen führen. Allerdings ist diese Ordner-Struktur bei unzähligen anderen CMS ebenfalls in Gebrauch und sollte daher nicht allzu sehr problematisiert werden.

#Pagekit für Nicht-Entwickler

Vom Konzept her ist Pagekit ein idealer Kandidat auch für Nicht-Entwickler. Allerdings gibt es im Marketplace derzeit nur etwa 15 Themes und etwas über 50 Extensions. Ein WordPress-Killer ist Pagekit damit sicherlich noch nicht. Dennoch: Wer bei den Themes auf Anhieb etwas passendes findet, kann das System auch ohne Entwickler ausprobieren und nutzen.

#Kosten

Pagekit steht unter MIT-Lizenz und auch im Marketplace sind alle Extensions und Themes bislang kostenlos. Aufgrund der noch recht schmalen Theme-Auswahl werden die meisten Nutzer jedoch eine Individualisierung haben wollen, sodass Kosten für das Design und die Implementierung anfallen.

#Empfehlung: Wo Pagekit Sinn macht

Da die Entwicklung von PageKit weitestgehend eingestellt wurde, ist eine produktive Verwendung des CMS nicht mehr empfehlenswert. Wer ein schlankes und modernes System sucht, der findet mit OctoberCMS, Statamic, Kirby oder auch ProcessWire passende Alternativen.

Ob Pagekit das richtige Content Management System ist, kann nur eine individuelle Analyse zeigen. Wer dabei auf eine externe Unterstützung zurückgreifen will, der kann sich an unseren Kooperationspartner SUTSCHE wenden. SUTSCHE gehört zu den wenigen Dienstleistern, die nicht implementieren und so die unabhängige CMS-Auswahl im Interesse des Kunden begleiten können.

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